Am zehnten Tag unseres Road Trips führte uns die Reise entlang des Pacific Coast Highway von Monterey nach San Francisco. Da wir den 17-Mile Drive am Vortag bereits ausgiebig genießen und bewundern durften, verzichteten wir auf einen Abstecher nach Carmel-by-the-Sea und zogen es vor, etwas früher in Frisco anzukommen.
Die Fahrt verlief ruhig, sodass wir gegen 13:30 San Francisco erreichten. Auf dem Weg zum Hotel wurde uns dabei auch nochmal deutlich vor Augen geführt, dass wir in "The Gay Capital of the World" waren: auf der Straße neben uns lief ein völlig unbekleideter Mann, der sein bestes Stück lediglich mit einem kleinen Mützchen bedeckte. Welcome to SF... Nach Check-In im Buena Vista Motor Inn, das sich auf der Lombard Street befindet (ca. 1,5km von dem berühmten kurvenreichen Abschnitt entfernt) und einer gehaltvollen Zwischenmahlzeit in einem KFC/Taco Bell fuhren wir zum Pier um unsere Karten für die Alcatraz Night Tour abzuholen, die wir vor knapp 3 Monaten online gekauft hatten. Das war auch völlig unproblematisch und nach etwas Wartezeit ging es an Bord der Fähre, die uns auf die berühmt-berüchtigte Gefängnisinsel bringen sollte.
Die Fahrt an sich war schon sehr beeindruckend, da es erst einmal um Alcatraz herumging und man einen tollen Blick auf die Skyline von San Francisco und auf die Golden Gate Bridge hat. Währenddessen gab es bereits einige interessante Informationen und Geschichten zur bewegten Geschichte dieser "nur" 2,4 Kilometer vom Festland entfernten Insel. So wurde die "Isla de los Alcatraces" (Insel der Tölpel) 1775 entdeckt und ab 1853 als Fort ausgebaut. Während des Amerikanischen Bürgerkrieges wurden zum ersten Mal Kriegsgefangene auf Alcatraz interniert. Nachdem das Fort 1933 aufgegeben wurde, begann im gleichen Jahr der Ausbau in Hochsicherheitsgefängnis. Mit einem der zahlreichen Mythen darf an dieser Stelle allerdings aufgeräumt werde: auf Alcatraz landeten nicht die gefährlichsten Verbrecher der USA, sondern diejenigen, die in anderen Gefängnissen als unverbesserlich und schwierig eingestuft wurden. Darunter befanden sich dann allerdings so illustre Namen wie Alphonse Gabriel “Scarface” Capone, George „Machine Gun“ Kelly Barnes oder Robert Franklin Stroud alias "The Birdman of Alcatraz".
Auch um die Ausbruchsicherheit von Alcatraz ranken sich Mythen und Legenden. Offiziell blieben alle 14 Fluchtversuche erfolglos, die meisten davon endeten tödlich: sechs Flüchtige wurden erschossen, einige ertranken in der Bucht von San Francisco. Legendär ist der Ausbruchversuch der Insassen Frank Morris sowie John und Clarence Anglin, die 1963 in "Flucht von Alcatraz" mit Clint Eastwood verfilmt wurde. Von den dreien konnte nie eine Spur gefunden werden. Haben sie es geschafft oder nicht? Make your own mind... :-) Lediglich John Knight Giles konnte sich bei seinem Fluchtversuch im Jahre 1945 für 30 Minuten in Freiheit wähnen. Ihm gelang es, sich auf ein Boot zu schmuggeln, dass ihn nach San Francisco bringen sollte. Dummerweise fuhr es aber in Richtung Angel Island, das damals als Militärbasis genutzt wurde...
Insgesamt war die Alcatraz Night Tour wirklich klasse und kann jedem nur wärmstens ans Herz gelegt werden. Da es die letzte Tour war, kamen auch keine weiteren Touristen, sodass man viel Zeit und Gelegenheit hatte, um die Atmosphäre von Alcatraz auf sich wirken zu lassen und diese Eindrücke ungestört auf Celluloid zu bannen. Besonders beeindruckend war dabei die Demonstration der Schließanlage. Dieses Geräusch muss sich den Insassen von Alcatraz wirklich tief ins Unterbewusstsein eingebrannt haben. Und auch den Krankenhaustrakt konnten wir an diesem Abend besichtigen. Alles in allem ein tolles Erlebnis und ein wunderbarer Abschluss unseres ersten Tages in The City. Und das schönste: wir hatten noch zwei volle Tage in dieser wunderbaren Stadt vor uns...
Weiterführende Links:
San Francisco: Das etwas andere Amerika [spiegel.de]
Golden Gate: Zum ersten Mal in San Francisco [welt.de]
Golden Gate Bridge: Weltwunder mit morbidem Zauber [spiegel.de]
75 Jahre Golden Gate Bridge: Die Unmögliche [spiegel.de]
Indianer-Protest 1969: Flucht nach Alcatraz
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